Eine fiktive Figur erfinden

Опубликовал Admin
1-02-2017, 09:42
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Alle Bücher, Filme, Romane und Spiele haben eine Gemeinsamkeit, nämlich dass sie alle über mindestens einen Protagonisten verfügen. Die meisten besitzen 2 oder mehr, einige sogar eine Besetzung von Tausenden. Manchmal bist sogar du die Hauptfigur. Unabhängig davon, wer die Figuren sind, wären Bücher, Filme und der Rest der Welt leblos und langweilig ohne sie. Daher fragst du dich vielleicht, woher kommen sie eigentlich? Wir zeigen dir woher und wie du selbst welche entwerfen kannst.

Entwirf deine eigene fiktive Figur

  1. Lege den Handlungsort oder die Anfangsszene fest. Es ist egal, ob du den "Vorhang" auf dem Computerbildschirm oder auf dem Papier öffnest, deine Figur muss irgendwo existieren, selbst wenn es im scheinbaren Nichts ist. Sie könnte in einem Apartment in Paris leben oder auf einem Parkplatz in Poughkeepsie. Dadurch legst du nicht nur die Bühne für deine Figur fest, sondern es hilft auch dabei, ihn oder sie näher zu definieren.
  2. Sammle die notwendigen Informationen wie es ein Journalist tun würde:Wo, wer, was, wann und wie... Bildung, Schule, Beruf, Arbeitsplatz, Zweck, Konflikt, Zwangslage, Möglichkeit, Alternativen/Handlungen (Vorteile und Konsequenzen), Gesundheit, Sexualität, Denkweise, Lebensabschnitt, Gefahr, Triumph/Niederlage, Entwicklung/Zerfall, Tod,... Wenn du an dem Punkt angelangt bist, dass du eine Figur entwerfen willst, dann ist es wahrscheinlich, dass du bereits mindestens eine Idee für eine Handlung/Geschichte im Kopf hast.
    • Falls du eine eindrucksvolle, dramatische Geschichte wie "Herr der Ringe" entwerfen willst, dann brauchst du eine gesamte Welt an Figuren - einige davon gut, einige böse, einige männlich, einige weiblich...sogar einige, die weder gut noch böse und weder männlich noch weiblich sind.
    • Falls du eine sehr intime Geschichte entwerfen willst, brauchst du möglicherweise nicht mehr als einen einzelnen Charakter.
  3. Denke kreativ. Obwohl es auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich ist, muss nicht jede Figur in einer Geschichte lebendig sein. Zum Beispiel agiert im Roman Herr der Ringe der bösartige Berg Caradhras als Figur. In Hemmingways Der alte Mann und das Meer ist ein Speerfisch eine der Hauptfiguren.
  4. Beginne mit einem Archetyp/Muster. Welche Art von Figur du erschaffst, hängt natürlich von der Geschichte ab, aber indem du mit allgemeineren Kriterien beginnst, kannst du deine Figur nach und nach durch Verfeinerung näher definieren. Ähnlich wie ein Bildhauer, der den überflüssigen Marmor entfernt und dadurch die darin verborgene Statue enthüllt. Geeignete Kriterien sind u.a. Kultur und individuelle Charakterzüge (gewöhnlicher Durchschnittsbürger oder Held, Tyrann, Superheld oder Oger)
    • Willst du einen Protagonisten (Held) oder Antagonisten (Bösewicht) entwerfen. Vielleicht brauchst du auch einen sekundären Charakter wie einen Handlanger, besten Freund, eine romantische Verführung, einen Kumpel oder einen Lebensgefährten. Beachte dabei, dass manchmal die Figur, die du als Protagonist betrachtest - der Gute - manchmal als Antagonist dargestellt wird. Zum Beispiel Kong in King Kong.
    • Möglicherweise brauchst du auch Antihelden, wie Clint Eastwood in Pale Rider; mitfühlende "Bösewichte" wie Lennie Small in Von Mäusen und Menschen; durchgedrehte Typen wie Jack Sparrow in Fluch der Karibik; eine femme fatale (eine unwiderstehliche Frau, die ihren Mann zu Bedeutung verhilft, ihm Schwierigkeiten macht oder ihn in Gefahr bringt) wie Jessica Rabbit in Falsches Spiel mit Roger Rabbit; heimtückische Freunde wie Iago in Othello oder Petyr Baelish in Game of Thrones; oder vielleicht ein Schwindler wie Smeagol in Herr der Ringe. Jeder von ihnen begann als Archetyp und ihnen wurde im Laufe der Geschichte weitere Merkmale hinzugefügt.
  5. Füge bestimmte Charaktereigenschaften hinzu. Sobald du das Grundgerüst einer Figur festgelegt hast, kannst du Charakterzüge und Merkmale hinzufügen, sowie Dinge entfernen, die deine Figur nicht ist. Damit enthüllst du langsam die im Marmor verborgene Statue. Frage dich selbst, welche Gefühle bei deinem Publikum durch die Figur ausgelöst werden sollen: Liebe, Mitleid, Abscheu, Mitgefühl - oder überhaupt nichts. Zeichne deine Figur basierend auf deinem gewünschten Ergebnis.
    • Bestimme, ob die Figur männlich oder weiblich sein soll. Dadurch wird der allgemeine Blickwinkel der Figur bestimmt, Eigenschaften basierend auf dem Grundgerüst angedeutet und stellt möglicherweise sogar einen Konfliktherd für deine Figur und deine Geschichte dar, wenn man die Vorurteile der Gesellschaft miteinbezieht, egal ob diese fair sind oder nicht. So wird zum Beispiel ein arroganter Mann anders wahrgenommen als eine arrogante Frau. (Wodurch beide Figuren näher definiert werden.)
    • Das Alter spielt eine Rolle. Ältere Figuren werden im Allgemeinen als weiser angesehen, aber das Alter ist auch aus anderen Gründen wichtig. Ein junger Bösewicht wird meist als schwarzes Schaf oder einfach wahnsinnig dargestellt. Bei einem älteren Schurken kann all dies auch eine Rolle spielen, aber er kann auch durch seine Lebensumstände in seine Situation gebracht worden sein - wodurch dem Charakter mehr Tiefe verliehen wird. Genauso löst ein junger, idealistischer Held andere Gefühle aus als ein der Welt überdrüssiger Veteran, der einfach nur das Richtige tut. Dementsprechend fallen auch die Reaktionen unterschiedlich aus, wenn für einen von ihnen die Geschichte endet.
    • Manchmal kann das widersprüchlich sein; Don Quijote war ein verschrobener, alter Mann, der sein Leben in einem Zimmer mit dem Lesen von Romanen über Ritter verbracht hat und jämmerlich naiv war. Trotzdem war es diese Naivität, die ihn dazu getrieben hat, nach Abenteuer und Liebe zu suchen und sich fantastischen Einbildungen seiner Umwelt hinzugeben, wenn die Realität seinen Erwartungen nicht gerecht wurde.
  6. Definiere die Absicht oder das Ziel deiner Figur. In einer Horrorgeschichte will der Protagonist vielleicht einfach nur überleben, wie z.B. Ripley in Alien. In einer Romanze könnte es die Absicht des Antagonisten sein, den Helden von seiner "wahren Liebe" abzuhalten, wie z.B. Prinz Humperdinck in Die Braut des Prinzen.
    • Die Art und Weise, wie deine Figur mit unvermeidbaren Hindernissen umgeht, die zwischen ihr und ihren Zielen liegt, offenbart ihre Wesenszüge sehr deutlich. In komplexen Geschichten können sich diese Handlungen wiederholt überschneiden, wenn die Motivationen und Erfolge von einigen Figuren in Konflikt mit anderen geraten, wodurch weitere Aktionen und Wendungen erzeugt werden und die Einsätze immer weiter steigen.
  7. Verpasse deinen Figuren eine eigene Einstellung. Um einen Charakter wirklich auszuarbeiten, musst du ihm eine Persönlichkeit verleihen, die über die Geschichte selbst hinausgeht. Einige Teile der Persönlichkeit werden vielleicht nie direkt in der Geschichte auftauchen, aber sie helfen dabei, die Entscheidungen der Figur nachzuvollziehen.
    • Erstelle eine Liste an Vorlieben und Abneigungen und stelle sicher, dass beide Seiten ausgeglichen sind. Es sollten also keine 10 Vorlieben einer Abneigung gegenüberstehen oder umgekehrt. Selbst die verschrobenste Figur mag irgendetwas, selbst wenn es nur das Spiegelbild ist.
    • Die Haltung einer Figur beruht meist auf ihren Charakterzügen, was dazu führen kann, dass ihre Handlungen unerwartet ausfallen und den Eindruck des Publikums von dieser Figur verändern können. Zum Beispiel wird eine freiheitsliebende Figur eine Abneigung gegenüber Autoritäten empfinden; Wenn die Figur köstliche Torten oder auffällige Autos liebt, dann ist es unwahrscheinlich, dass sie Sparsamkeit oder Selbstbeschränkung respektiert. Wenn dein Charakter gnadenlos wirkt, aber unerwartet ein hilfloses Kind aus einem brennenden Gebäude rettet, ist das Publikum dazu gezwungen, die Figur komplett neu zu überdenken.
  8. Füge Eigenarten zu deiner Figur hinzu. Gute Angewohnheiten, schlechte Angewohnheiten oder einfach Dinge, mit denen deine Figur ohne eiserne Disziplin oder Therapie nicht aufhören kann. Das können geringfügige Sachen sein wie das Kauen an Fingernägeln (was auf eine besorgte Person hindeuten würde) oder etwas Ernstes wie eine Drogensucht (jemand, der seiner Verantwortung ausweichen will und nach einem Ausweg sucht) oder Todessehnsucht (hoffnungslos und verzweifelt).
    • Je mehr von diesen kleinen Ticks und Wesenszügen du deiner Figur gibst, umso "lebendiger" wirkt sie in den Augen des Publikums.
  9. Gib deiner Figur ein Zuhause. Lege externe Merkmale fest, z.B. wo sie wohnt, wie sie aussieht und ob sie Haustiere hat oder nicht, usw.
    • Lebt deine Figur in einem Apartment in einer gut gepflegten Wohngegend (Reichtum) oder in einer baufälligen Bruchbude in einem schlechten Stadtteil (hartes Leben)? Dadurch erfährt man mehr über die Geschichte und das Leben der Figur.
  10. Erarbeite ihre Ängste, Schwächen, Beweggründe und größten Geheimnisse. Dadurch erhältst du einen wesentlich glaubhafteren und realistischeren Charakter und entwickelst den Archetyp deiner Figur weiter. Die Stärke/Schwäche eines berühmten Held ist immer eng verknüpft mit Loyalität/Treulosigkeit.
  11. Verwende Eigenarten und Merkmalen von Personen aus deiner Umgebung. Beobachte Menschen im Einkaufszentrum oder in der U-Bahn. Anregungen für deine Figuren findest du überall.
    • Achte auf körperliche Merkmale---die Form der Nase, des Kiefers, der Ohren, des Körpers, wie gut die Kleidung passt oder wie sie sich bewegen.
    • Falls du das Aussehen betrachtest, beschreibe die Einzelheiten für dich selbst, die du attraktiv findest und versuche das auf deine Figuren zu übertragen. Wenn du jemanden siehst, der furchteinflößend aussieht, dann gestehe dir ein, warum dir diese Person Angst macht, selbst wenn die Gründe vollkommen irrational oder nicht politisch korrekt sind. Benutze diese Informationen als Inspiration für deine Figuren.
  12. Verknüpfe symbolische Archetypen. Indem du die Charakterzüge deiner Figur mit unserer Wahrnehmung von Objekten verbindest, kannst du sie glaubwürdiger machen und es kann nützlich sein als Vorahnung für zukünftige Stimmungen und Handlungen. Zum Beispiel:
    • Eine Rose blüht nur kurz, aber Menschen verehren sie.
    • Eine Schlange ist launisch und kann ohne Vorwarnung angreifen.
    • Gebäude aus Stein sind sehr solide und gegen Veränderungen resistent.
    • Gewitterstürme sind heftig, aber kündigen einen Anstieg der Fruchtbarkeit an.
    • Ein scharfes Schwert stellt immer eine Gefahr für denjenigen dar, der es schwingt
  13. Versetze dich in die Rolle deiner Figur. Halte dir zuerst all die Dinge im Gedächtnis fest, über die du nachgedacht und für deine Figur festgelegt hast. Hol dir ein Aufnahmegerät - die meisten Telefone und Laptops besitzen sowas - und führe ein Interview mit dir selbst, oder noch besser, lasse einen Freund das Interview mit dir durchführen, während du dich in die Rolle deiner Figur versetzt. Zeichne es auf und gehe es in Gedanken durch. Dabei kannst du Dinge über deine Figur erfahren, die du noch nicht wusstest und die Persönlichkeit der Figur weiterentwickeln.

Tipps

  • Eine Möglichkeit, um zu entscheiden, wohin du mit einer Figur möchtest, ist das Experimentieren mit alternativen Ideen, um zu sehen, welche davon deine Geschichte auf die Art vorantreibt, die du bevorzugst.
  • Versuche deine Figur zu fühlen und dich in ihre Lage zu versetzen. Manchmal erschafft man die besten Figuren aus seinen eigenen Idealen, eigenem Charakter und den eigenen Stärken und Schwächen, sowie denen von Familienmitgliedern und Freunden/Feinden.
  • Vergiss nicht: Gib nicht alles von deiner Figur preis! Außer wenn es unwahrscheinlich ist, dass sie ein Geheimnis hat, solltest du sie ein wenig mysteriös wirken lassen. Gib dem Leser etwas, das er zwischen den Zeilen herauslesen kann. Achte dabei nur darauf, dass du es nicht zu mysteriös machst.
  • Die Art deiner entworfenen Figur bestimmt, wie die Spannungskurve verläuft. Falls die Hauptfigur sehr eng mit ihrer Umgebung verbunden ist, wird die Geschichte langsam anlaufen und die Figur neigt dazu, sich in die Umgebung und in die Gruppe anderer Figuren zu integrieren. Falls jedoch ein krasser Gegensatz herrscht, offenbart sich bereits zu Beginn ein dramatischer Konflikt und du entwickelst die Geschichte von diesem Punkt aus weiter.
  • Körperliche Merkmale sind für eine glaubwürdige Figur von geringerer Bedeutung (versuche nur wichtige Merkmale zu erwähnen, die zur Beleuchtung der Persönlichkeit dienen)
  • Denke daran: Dieser Vorgang ist dazu gedacht, eine Figur zu entwerfen, die mehr oder weniger einer echten Person gleicht. Falls nötig, kannst du Schritte hinzufügen oder entfernen, um deine gewünschte Figur zu entwerfen.
  • Wenn dir andere Leute interessante Geschichten erzählen, höre zu ! Egal, ob es sich um eine wahre oder ausgedachte Geschichte handelt. Denn wer weiß, vielleicht erhältst du die Inspiration für die perfekte Figur von der Tochter der Ex-Freundin von deinem Vater, die ihren missbrauchenden Ehemann umgebracht hat.
  • Beobachte die Menschen in deiner Umgebung; dein Onkel Bob oder deine Tante Jane könnten in deiner nächsten Geschichte auftauchen. Oder vermische sie und entwirf einen Onkel Jane.
  • Es ist in Ordnung, wenn du zu Beginn mit einer einfach gestrickten Figur beginnst und ihr später komplexere Charakterzüge verpasst. Du musst nicht direkt eine extrem komplexe Figur entwerfen.
  • Obwohl es nicht unbedingt notwendig ist, die Schritte in dieser Reihenfolge abzuarbeiten, findest du es unter Umständen wesentlich einfacher, die Persönlichkeit der Figur zu entwickeln, bevor du dich mit ihrem Aussehen auseinandersetzt.

Warnungen

  • Sei vorsichtig, wenn du deine Umgebung beobachtest. Falls du deine Figur zu sehr auf einer anderen Person aufbaust, könntest du rechtliche Schwierigkeiten bekommen. Denke deswegen an diese einfache Regel: Verwende keine realen Personen, tot oder lebendig, außer du hast die Erlaubnis dafür.

Was du brauchst

  • Irgendetwas zum Schreiben. Stift, Papier, Computer, selbst eine Schreibmaschine oder ein Kassettenrekorder, in den du hineinsprechen kannst.
  • Obwohl es nicht unbedingt notwendig ist, kann ein Abonnement bei einem Magazin für Schriftsteller deine Schreibfähigkeiten weiter verbessern. Ernsthaft, das kann es wirklich!
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