Eine autistische Person unterstützen

Опубликовал Admin
25-04-2017, 11:00
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Wenn du einen geliebten Menschen mit Autismus hast, ist es für dich möglicherweise eine Herausforderung, herauszufinden, wie du ihm helfen kannst. Es gibt zahlreiche Wege, auf denen du einem autistischen geliebten Menschen helfen kannst, einschließlich Wege, die ihm dabei unterstützen, sein Verhalten zu kontrollieren und effektiv zu kommunizieren. Wenn du ein autistisches Kind hast, gibt es auch bestimmte Methoden, die du anwenden kannst, um eine positive Wohnumgebung zu erschaffen.

Vorgehensweise

  1. Erstelle einen Zeitplan. Autistische Personen können Schwierigkeiten mit unerwarteten Veränderungen ihres Alltags haben. Deshalb verlassen sie sich oft auf Routinen, um ihrem Tag einen Sinn von Stabilität zu verleihen. Wenn diese Routinen verändert werden, kann der ganze Tag durcheinandergebracht werden, was zu Wut, Verwirrung und Wutanfällen führt. Um zu vermeiden, dass die Routine deines geliebten Menschen durcheinandergebracht wird, kannst du folgende Maßnahmen ergreifen:
    • Hilf ihm, für sich selbst einen Zeitplan zu erstellen. Ein Zeitraster kann verwendet werden, um darzustellen, welche Aktivitäten an welchem Teil des Tages stattfinden werden.
    • Führe einen visuellen (schriftlich oder bildlich) Kalender im Haus, den die Person während des Tages aufsuchen kann.
  2. Warne deinen Nahestehenden vor, falls die Routine etwas durcheinandergebracht wird. Ihm eine Vorwarnung zu geben, wenn du planst, seine Routine auch nur im geringsten Maß zu verändern, ist unerlässlich. Ereignisse wie Termine können sich auf den Zeitplan deines geliebten Menschen auswirken. Um ihn auf diese Veränderung vorzubereiten, solltest du versuchen, das Ereignis mit ihm zu planen, sodass er weiß, was bevorsteht.
    • Du könntest zum Beispiel einen Zahnarzttermin zusammen mit deinem Nahestehenden mit hochfunktionalem Autismus (HFA) planen. Dieser stellt in der alltäglichen Routine eine Unregelmäßigkeit dar. Trage dieses Ereignis auf dem Kalender deines Nahestehenden ein und bespreche es im Voraus mit ihm. Obwohl er sich möglicherweise nicht über die Veränderung seines Zeitplans freuen wird, ist er zumindest darauf vorbereitet.
  3. Stelle fest, welche Reize Unbehagen bereiten. Viele Personen mit HFA erleben sensorische Probleme, welche sich störend auf die Selbstversorgung auswirken können. Die Konsistenz oder der Geruch von Zahnpasta könnte zum Beispiel als sehr unangenehm empfunden werden. Manche Menschen mit HFA mögen es nicht, sich die Haare schneiden zu lassen. Das kann auf sensorischen Problemen beruhen oder einfach darauf, dass sie die Veränderung nicht mögen.
    • Sprich mit deinem geliebten Menschen über diese Reize, wenn diese für ihn häufig auftretende Probleme sind. Versuche, zu beobachten, was ihm Unbehagen bereitet oder frag einfach nach. Er könnte dazu in der Lage sein, sein Unbehagen auszudrücken oder dir Hinweise zu geben. Stelle genau fest, was die Probleme sind und finde Wege, um sie zu umgehen.
    • Wenn dein Nahestehender sich zum Beispiel weigert, sich die Zähne zu putzen, weil er die Zahnpasta nicht mag, kannst du versuchen, mit ihm in den Supermarkt zu gehen, um sich eine neue Zahnpasta auszusuchen.
  4. Wisse, wie Wutanfälle handzuhaben sind. Personen mit HFA haben die Tendenz, Wutanfälle zu bekommen. Während dieser Anfälle kann es so erscheinen, als ob die Person einen kompletten Nervenzusammenbruch erleben würde. Dein Nahestehender könnte treten, schreien, sich auf den Boden werfen oder sich selbst auf den Kopf schlagen. Um mit Wutanfällen zurechtzukommen, musst du verstehen, warum sie auftreten. Jede Person ist anders, jedoch gehören folgende Umstände zu den häufigen Ursachen von Wutanfällen:
    • Niedrige Frustrationstoleranz.
    • Zu viele verbale Anweisungen, die zur selben Zeit gegeben werden.
    • Überforderung durch bestimmte Reize.
    • Veränderungen der Routine.
    • Unfähigkeit, zu verstehen oder effektiv zu kommunizieren.
  5. Sorge während des Wutanfalls dafür, dass dein Nahestehender in Sicherheit ist. Verstehe, dass dein geliebter Mensch den Wutanfall nicht kontrollieren kann. Oftmals wirst du einfach warten müssen, bis er vorübergeht. Wenn sich dein Nahestehender selbst verletzt, musst du allerdings eingreifen. Versuche, ihn von jeglichen Gegenständen wegzubewegen, die ihn verletzen könnten.
    • Du solltest darauf achten, dass sich in der Nähe keine Objekte befinden, falls er versucht, sich selbst zu verletzen oder sich auf den Boden wirft.
  6. Schreie oder schimpfe nicht während eines Wutanfalls mit deinem Kind. Schreie deinen geliebten Menschen nicht an und kritisiere nicht sein Verhalten. Dies hilft in einer solchen Situation nicht und könnte sie sogar verschlimmern. Ihn während eines Wutanfalls anzustarren kann die Erfahrung auch noch schlimmer machen; er könnte sich verurteilt fühlen. Flüstern kann auch zu Gefühlen von Stress führen.
    • Wenn du dich in der Öffentlichkeit befindest und andere Personen deinen Nahestehenden ansehen, bitte sie höflich, nicht zu starren.

Effektiv kommunizieren

  1. Verstehe, dass HFA in den meisten Fällen mit einigen Kommunikationsproblemen einhergeht. Obwohl Personen mit HFA überfunktional sind, könnten sie trotzdem Probleme bei der Kommunikation erleben. Eine große Herausforderung, der sich Personen mit HFA stellen müssen, ist ein Mangel an Verständnis für Körpersprache. Dein Nahestehender könnte es schwierig finden, zu deuten, was die Körpersprache anderer Personen bedeutet und es könnte eine Herausforderung sein, selbst adäquate Körpersprache zu zeigen.
  2. Versuche, nicht aufgrund eines flapsigen Tonfalls oder unhöflicher Körpersprache beleidigt zu sein. Aufgrund dieser Verwirrung, die die Körpersprache betrifft, zeigt eine Person mit HFA sehr wahrscheinlich keine Körpersprache, die mit ihren Gefühlen übereinstimmt. Dies trifft auch auf den Tonfall zu. Der Tonfall, der gezeigt wird, drückt oft nicht die Stimmung aus, die die Person empfindet. Deshalb ist es wichtig, dich daran zu erinnern, nicht beleidigt zu sein und keine Rückschlüsse über einen unhöflichen Tonfall oder Körpersprache zu ziehen, welche an dich gerichtet werden.
    • Zum Beispiel könnte der Tonfall deines geliebten Menschen kurzgefasst und unhöflich erscheinen, obwohl er in großartiger Stimmung ist.
  3. Erkenne, dass dein Nahestehender möglicherweise nicht dazu in der Lage ist, bestimmte Tonfälle oder verbale Anweisungen zu verstehen. Wenn dein geliebter Mensch Autismus hat, solltest du nicht vergessen, dass sie Informationen nicht wie neurotypische Personen interpretieren können. Dein Nahestehender könnte nicht dazu fähig sein, Sarkasmus, Redewendungen, Metaphern, etc. zu begreifen. Wenn du deinem Nahestehenden verbale Anweisungen gibst, solltest du ebenfalls abwägen, wie er auf sie reagiert. Er könnte möglicherweise stattdessen besser auf schriftliche oder bildliche Anweisungen reagieren oder einfach mehr Verarbeitungszeit benötigen, bevor er reagiert.
    • Dein Nahestehender könnte dir zum Beispiel aufmerksam zuhören, jedoch trotzdem etwas Zeit benötigen, um zu verstehen, was du sagst.
  4. Versuche, eine ruhige Umgebung für die Kommunikation zu schaffen. Dein Nahestehender könnte es schwierig finden, an belebten Orten, wo viel Lärm ist, zu kommunizieren. Dein Nahestehender könnte gestresst werden, wenn du an Orten, wo mehrere Personen sprechen, versuchst, mit ihm zu kommunizieren. Sprich stattdessen an ruhigen Orten, wo wenig Aufregung herrscht, mit ihm.
    • Wenn du etwa in einem belebten Laden versuchst, mit deinem geliebten Menschen zu sprechen, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten damit haben, dich zu verstehen, obwohl er vielleicht dazu in der Lage ist, dich deutlich zu hören.
  5. Ziehe Fokustraining in Erwägung, um soziale Fähigkeiten zu verbessern. Fokustraining ist ein Übungskurs, der deinem geliebten Menschen dabei helfen kann, Strategien für das Interagieren mit anderen Personen zu entwickeln. Diese Art von Training bringt Personen bei, wie Gedanken und Gefühle verstanden werden können. Das Fokustraining wird meist in einer Gruppe durchgeführt, kann jedoch auch in Form von Einzelsitzungen erfolgen. Bei der Therapie entwickelt dein Nahestehender hoffentlich Strategien für die Emotionsregulation, Konversationsfähigkeiten, Problemlösestrategien und Freundschaftsfähigkeit.

Eine positive häusliche Umgebung für ein Kind mit HFA erschaffen

  1. Bringe dem Kind Beruhigungstechniken bei. Dein Kind wird höchstwahrscheinlich von Zeit zu Zeit aufgebracht sein und in einen Wutanfall verfallen. Es ist wichtig, Beruhigungstechniken beizubringen, sodass dein Kind versuchen kann, die Kontrolle über seine Emotionen zu behalten. Wenn diese Situationen auftreten, kann es seine Beruhigungstechniken üben. Zu diesen Techniken können folgende gehören:
    • Tiefes Einatmen.
    • Zählen zur Beruhigung.
    • Das Lieblingsspielzeug oder einen anderen Gegenstand halten, bis das Kind sich besser fühlt.
    • Yoga, Meditation oder Dehnübungen.
    • Eine Pause mit Musik oder Singen machen.
  2. Verwende Lernkarten, um deinem Kind etwas beizubringen. Bei der Vermittlung menschlicher Emotionen hat es sich gezeigt, dass Lernkarten gut funktionieren. Du kannst Lernkarten kaufen oder selbst herstellen, welche häufige Gesichtsausdrücke von Personen darstellen. Indem du deinem Kind diese Lernkarten zeigst und die Emotionen erklärst oder mit ihnen einen Bezug zu dir selbst oder deinem Kind schaffst, wird es die Gesichtsausdrücke anderer Menschen wahrscheinlicher verstehen können.
    • Sobald das Kind versteht, welche Bilder/Gesichter/Gesichtsausdrücke zu welchen Emotionen passen, solltest du dazu übergehen, ihre emotionale Kompetenz weiter auszubauen, um diese Emotionen ebenfalls mit Situationen aus dem wirklichen Leben zu verknüpfen. Die visuelle Repräsentation einer Emotion zu verstehen ist erst der erste Schritt; ein wahres emotionales Verständnis beinhaltet auch ein Verständnis für Situationen, die bei Personen diese Emotionen auslösen.
  3. Bringe deinem Kind bei, das Thema eines Gesprächs zu wechseln. Es ist für Kinder mit HFA nicht ungewöhnlich, sich auf ein bestimmtes Thema zu fixieren (auch als Perseveration bekannt). Dabei können sie stundenlang über ihr spezifisches Interesse sprechen, ohne das Thema zu wechseln. Es ist sehr wichtig, zu versuchen, deinem Kind beizubringen, das Gesprächsthema zu wechseln. Gehe dabei folgendermaßen vor:
    • Wiederhole häufige Konversationen, die dein Kind führt.
    • Spiele zu verschiedenen Gesprächen Rollenspiele.
    • Lobe das Kind, wenn es ein Gespräch über ein Thema beginnt, das andere Personen interessiert.
  4. Lerne, die Situation einzuschätzen. Versuche, wenn du bemerkst, dass dein Kind überfordert wird, die Situation anzupassen, um zu verhindern, dass dein Kind sich unwohl fühlt. Kenne dein Kind und behalte den Überblick über die Dinge, die bei ihm Unbehagen auslösen.
    • In ein Restaurant kann für dein Kind zum Beispiel sehr chaotisch sein. Es für einige Minuten aus dieser Umgebung zu schaffen reicht manchmal, um die Kontrolle wiederzuerlangen.
  5. Gehe mit Lob großzügig um. Versuche, zu allen Zeiten eine positive Einstellung gegenüber dem Verhalten deines Kindes zu bewahren. Positive Verstärkung hilft deinem Kind dabei, zu verstehen, welche Verhaltensweisen angemessen und welche vermieden werden sollten.
    • Lob kann in Form von Worten, Umarmungen, Streicheleinheiten, einem Spielzeug oder zusätzlicher Fernsehzeit und auf zahlreiche andere Weisen gegeben werden.

Autismus verstehen

  1. Kenne das autistische Spektrum. Autismus hat ein breites Spektrum an Symptomen, die sich von Person zu Person unterscheiden. Da Autismus eine Entwicklungsstörung ist, neigen Kommunikationsfähigkeiten und soziale Kompetenzen dazu, eine Schwierigkeit darzustellen. Die spezifischen Symptome sind unterschiedlich.
  2. Berücksichtige die individuellen Stärken und Schwächen deines geliebten Menschen. Es ist wichtig, dass du die Symptome deines geliebten Menschen verstehst. Sobald du verstehst, wo die Schwächen liegen, kannst du dich auf diese Bereiche konzentrieren. Finde heraus, welche Stärken dein Nahestehender hat und welchen Schwierigkeiten er sich stellen muss. All diese Komponenten sind bei der Auswahl von Behandlungsmöglichkeiten und Bewältigungsstrategien wichtig.
  3. Sei über Autismus sachkundig. Es ist gut, die allgemeinen Symptome zu kennen und zu wissen, was autistische Menschen über Autismus denken (Organisationen und Blogs, die von Autisten betrieben werden, sind meist gute Informationsquellen). Hier sind einige Symptome von Autismus:
    • Verzögerung von motorischen Fähigkeiten.
    • Schwierigkeiten beim Interagieren mit anderen Personen.
    • Schwierigkeiten beim Begreifen von abstrakten Verwendungen von Sprache (z.B. Sarkasmus, Metaphern).
    • Spezielle Interessen, denen außergewöhnlich viel Konzentration und Leidenschaft gewidmet wird.
    • Stark ausgeprägte Reaktionen auf verschiedene Reize (Geräusche, Anblicke, Gerüche, etc.)
  4. Verstehe, dass dein Nahestehender mit anderen Personen interagieren möchte, aber möglicherweise Schwierigkeiten damit hat, auf andere zuzugehen. Du könntest beim Betrachten dieser Symptome denken, dass sie genau denen anderer Typen von Autismus gleichen. Die meisten autistischen Personen wollen mit anderen interagieren, wissen aber nicht, wie sie auf andere Menschen zugehen sollen. Sie tun sich auch dabei schwer, soziale Signale (wie etwa Körpersprache) wahrzunehmen und zu interpretieren. Deshalb ist es so wichtig, deinem Nahestehenden gut wie möglich zu helfen.

Tipps

  • Es wurde gezeigt, dass Schlafmangel die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Wutanfällen erhöhen kann. Achte darauf, dass dein Nahestehender genug Schlaf bekommt.
  • Sei dir darüber bewusst, dass ein Teil des Zeitplans der Person bestimmte Selbstpflege-Eigentümlichkeiten beinhalten kann, wie etwa an einem bestimmten Wochentag immer dieselbe Kleidung zu tragen.
  • Es wird umfassend darüber diskutiert, ob eine „People-first“- oder eine „Identity-first“-Sprache zu bevorzugen ist – in anderen Worten, ob autistische Personen lieber als „Autisten“ oder „autistische Menschen“, oder als „Personen mit Autismus“ oder „Personen, welche Autismus haben“ bezeichnet werden. Dieser Artikel verwendet Identity-first-Sprache, da sie innerhalb der autistischen Gemeinschaft weitgehend bevorzugt wird. Frage deinen Nahestehenden, was ihm lieber ist und respektiere seine Präferenz.
  1. Halte eine autistische Person nie vom Stimming (selbststimulierendes Verhalten) ab und zwinge sie nicht dazu, Augenkontakt herzustellen. Dies beraubt sie ihrer Bewältigungsstrategien und beeinträchtigt ihre Konzentration.
  • Sei bei der Auswahl von Therapeuten vorsichtig. Manche Therapeuten verwenden Compliance-Therapie, welche Kinder beeinträchtigen oder sogar eine PTBS auslösen kann.
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